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Monsieur Choufleuri restera chez lui le...

Operette von Jacques Offenbach

Aufführungen: 6. - 14. März 2020

Aufführungsorte: Luzern, Gersau SZ, St. Gallen, Basel, Liestal BL

Regie: Christian Kipper
Kostüme: Margot Gadient-Rossel
Licht und Technik: Kevin Schneeberger

Die Operette

„M. Choufleuri restera chez lui“ ist eine Opernparodie in der Form einer musikalischen Posse oder Operette. Das Libretto stammt von M. de St Rémy (Duc de Morny) und wurde wahrscheinlich noch von anderen Autoren ergänzt. Die Uraufführung fand am 31. Mai 1861 in einem geschlossenen Kreis in der Présidence du Corps Législatif im Palais Bourbon in Paris statt. Die Operette bezieht sich auf eine Methode, die bei der gehobenen Gesellschaft zu dieser Zeit modern war. Anstatt dass man jemanden direkt zu sich eingeladen hat, schickte man ihm/ihr einen Brief, in welchem man darauf hinwies, dass man zu einer bestimmten Zeit zu Hause ist. Der/die Briefempfänger/in konnte darauf annehmen, dass dann eine Veranstaltung stattfinden würde, bei der er/sie natürlich willkommen wäre.

Der Komponist

Jacques Offenbach

Jakob “Jacques” Offenbach (1819-1880) war ein deutsch-französischer Komponist. Er wurde 1819 in Köln geboren und lernte als Kind von seinem Vater das Cello- und Violinenspiel. Gemeinsam mit seinen Geschwistern trat er als Trio auf und spielte auf der Strasse, in Kneipen und Tanzsälen. 1833 reiste sein Vater mit ihm nach Paris, damit er am Conservatoire national de musique et de déclamation studieren konnte. Jakob nannte sich nun immer mehr “Jacques” und begann schliesslich 1835 in der Opéra comique als Cellist. 1848 kehrte Offenbach nach Köln zurück, da er jedoch Jude war, wurde er von den Leuten als Jacques Affenbach bezeichnet. Schnell ging er nach Paris zurück, wo er mit seinen Stücken grossen Erfolg feierte. Offenbach hat die klassische Musik leichter gemacht und bewusst auf den Boulevard gebracht. Dadurch machte Offenbach die Oper für ein breiteres Publikum zugänglich. 1858 feierte “Orfée aux enfers” Premiere, die ihn schliesslich in ganz Europa berühmt machte. Während des deutsch-französischen Krieges tauchte Offenbach ab und tourte durch Europa. 1871 kehrte er nach Paris zurück. Er wollte nicht mehr nur der Komponisten von leichter Musik sein, sondern auch den Durchbruch als Opernkomponist schaffen. Er komponierte Hoffmanns Erzählungen, doch leider erlebte er die Uraufführung 1881 nicht mehr. Auch heute geniessen seine Werke immer noch hohe Beliebtheit. Umso schöner dass seine Werke 2019/2020 im Gedenken seines 200. Geburtstags gespielt werden. 

Theater und Wirklichkeit

Wieviel hat Kunst mit dem wahren Leben zu tun? Während der Connaisseur kaum an ihrer Bedeutung zweifelt, misst ihr der Banause bestenfalls dekorativen Wert zu – bis er seinen Irrtum erkennt. Mit welch gravierenden Konsequenzen Kunst mitunter Lebensläufe zu beeinflussen vermag, demonstriert Jacques Offenbach auf höchst vergnügliche Weise in seiner einaktigen Opérette-bouffe «Monsieur Choufleuri gibt sich die Ehre»:

Ein zu Vermögen gelangter Parvenu lädt drei illustre, aber in Paris noch unbekannte Gesangstars aus Italien in seinen Salon, um mit diesem Beweis seiner Kunstexpertise und mäzenatischen Grosszügigkeit soziale Reputation zu erlangen. Doch kurz bevor die Haute Volée der Seine-Metropole eintrifft, sagt das Trio ab. In höchster Not beschliesst der Hausherr, zusammen mit seiner Tochter und einem Komponisten aus der Nachbarschaft die angekündigten Sänger in einer dramatischen Opernszene zu simulieren.
Was er nicht weiss: Seine Mitspieler verfolgen mit ihrem Auftritt ganz eigene Pläne …

Jacques Offenbach und sein Librettist Saint-Rémy singen in dieser turbu-lenten Slap-Stick-Komödie ein Hohelied auf die Kunst und ihre Relevanz im Leben eines Menschen. So erlebt der ahnungslose und bildungsferne Ignorant in zunehmendem Masse am eigenen Leibe die Macht der Musik – zunächst in einem Terzett, das ihm als magische Beschwörungsgauklerei Rettung aus der Not verkündet, und schliesslich im Rahmen hoch parodistischen Metatheaters in Gestalt einer italienischen Belcanto-Tragödie, in der alle Akteure, befeuert von der Nähe zwischen Schein und Sein, zu darstellerischer Höchstform auflaufen. Die Turbulenzen eines Familienkleinkriegs schlagen sich in dieser Kammerspielklamotte zunächst vor allem in empfindsamen Couplets und leidenschaftlichen Duetten nieder, bis am Ende drei Dilettanten im Rausch der Kunstproduktion mit Rossini-Parlando, Donizetti-Lyrismus und Verdi-Furor sich selbst und ihr Publikum in Ekstase versetzen.

© Christian Kipper

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